Der Verein samara arbeitet seit 1992 zur Prävention von verschiedenen Formen von Gewalt bei Kindern und Jugendlichen.

 

Wir arbeiten in Workshops mit Mädchen und Burschen, bieten Informationsabende für Eltern und Erziehungsberechtigte sowie Fortbildungen für Fachkräfte an.

Hintergrund der Präventionsarbeit

 

Die Präventionsarbeit mit Kindern und Jugendlichen wurzelt in der Frauenbewegung der 1970er und 80er Jahre. Zunehmend wurden häusliche und sexualisierte Gewalt thematisiert und Programme erarbeitet um Mädchen und Frauen zu stärken sowie zu schützen. Ebenso rückte die Familie als Ort von Gewalt, sexuellen Übergriffen und sexuellem Missbrauch ins Bewusstsein. Aus dieser Situation heraus wurden erste Präventionsprogramme für Kinder und Jugendliche entwickelt, mit dem Ziel sie vor Gewalt und sexuellen Übergriffen zu schützen.

 

Die Verantwortung Kinder und Jugendliche vor verschiedenen Formen von Gewalt zu schützen, liegt jedoch bei uns Erwachsenen. Kinder können am besten geschützt werden, wenn Eltern, Erziehungsberechtigte und Pädagog_innen informiert und gestärkt sind, sowie Institutionen, in denen Kinder und Jugendliche sind, sich mit dem Thema auch auf struktureller Ebene auseinandersetzen.

 

Prävention ist kein „5-Punkte Programm“, sondern eine pädagogische Haltung, die sich durch Offenheit, Wertschätzung und Respekt auszeichnet. Prävention im pädagogischen Alltag mit Kindern bedeutet im Wesentlichen, an der Stärkung ihres Selbstwertgefühles zu arbeiten. Die beste Prävention ist es ein Gesprächsklima zu schaffen, in dem Kinder wissen, dass über sexuelle Übergriffe und Gewalt offen gesprochen werden darf.

Grundsätze der Präventionsarbeit

 

  • Mädchen, Buben haben das Recht über ihren Körper selbst zu bestimmen. Das heißt selbst zu bestimmen wer sie wann, wie und wo berühren darf.

 

  • Vertrauen in die eigenen Gefühle ist im Umgang mit Menschen der wichtigste Selbstschutz. Neben dem Erkennen und Benennen der eigenen Gefühle, geht es auch um das Erkennen und Respektieren der Gefühle von anderen Menschen.

 

  • Kinder sollen zwischen angenehmen und unangenehmen Berührungen unterscheiden und ihren Gefühlen vertrauen lernen. Es ist wichtig, dass Kinder ihre Grenzen spüren und wissen, dass niemand sie in einer Weise berühren darf, die ihnen unangenehm ist. Sie sollen wissen, dass diese Grenzen auch für Familienangehörige gilt.

 

  • Wenn Kinder auf unangenehme Weise berührt werden, haben sie – und alle Menschen – das Recht NEIN zu sagen. Kinder sollen verschiedene Arten Nein zu sagen kennenlernen, sowie die Grenzen und „Neins“ anderer Kinder wahrnehmen und respektieren.

 

  • Kinder lernen gute und schlechte Geheimnisse zu unterscheiden. Täter (in geringem Ausmaß Täterinnen) versuchen ihre Opfer zum Schweigen zu verpflichten um ungehindert weitermachen zu können. Deswegen ist es wichtig, dass Kinder wissen, dass Geheimnisse, die mit Manipulationen oder Drohungen verbunden sind, keine richtigen Geheimnisse sind und sie deswegen weitererzählt werden dürfen und sollen.

 

  • Kinder haben ein Recht auf Hilfe. Sie sollen lernen, dass Hilfe holen wichtig ist – insbesondere bei ungleichen Machtverhältnissen- und wissen, dass bei Gewalt Erwachsene verpflichtet sind ihnen zu helfen.

 

  • Kinder fühlen sich meist mitschuldig wenn ihnen sexualisierte Gewalt widerfährt. Das ist einer der Hauptgründe warum es für Kinder schwierig ist, darüber zu reden. Täter (in geringem Ausmaß Täterinnen) schüren diese Schuldgefühle ganz bewusst. Kinder müssen wissen, dass sie nie Schuld sind, auch wenn sie heimlich Geschenke angenommen haben, angeblich provoziert hätten oder wenn sie eine falsche  Entscheidung getroffen haben.

Was uns wichtig ist

 

Sexualaufklärung: Kinder die altersangemessen aufgeklärt sind, und wissen, dass über Sexualität gesprochen werden darf, können in der Folge von Tätern (in geringem Ausmaß Täterinnen) nicht so leicht manipuliert werden und sexuelle Übergriffe klar von schöner Sexualität unterscheiden. Kinder sollen für alle Körper- und Geschlechtsteile Begriffe haben, die ihnen nicht peinlich sind und müssen mit ihren Fragen zu Sexualität ernst genommen werden.

 

Geschlechtersensibilität: Traditionelle Geschlechterrollen sind aus unserer Sicht zu hinterfragen. Bilder von Weiblichkeiten und Männlichkeiten sollen in der Präventionsarbeit thematisiert werden. Aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen müssen Mädchen eher lernen Grenzen zu setzen und Buben häufiger lernen, die Grenzen anderer zu akzeptieren. Mädchen sollen gestärkt werden den ihnen zustehenden Raum einzunehmen und Gefühle von Wut und Aggression auszudrücken. Buben sollen gestärkt werden Gefühle von Traurigkeit, Angst oder Hilflosigkeit zu zeigen und in ihr Konzept von „Bub und Mann Sein“ einzubauen.

 

Transkulturalität: In manchen Fällen von sexualisierter Gewalt schweigen Kinder aus kulturell bedingten Gründen. Manche Kinder haben in ihrer religiösen und kulturellen Sozialisation stärker als andere Kinder gelernt, dass über Sexualität und Gewalt nicht offen gesprochen werden darf, da es mit einer Abwertung der Familie oder Gruppe einhergehen kann. Ebenso können Angst vor Diskriminierung und Rassismus Risikofaktoren darstellen, mit dem Thema offen umzugehen.